Schlafproblem

Definition

Schlafproblem

Die genaue Funktion des Schlafes ist bis heute nicht geklärt. Es gibt jedoch viele Hypothesen, um zu erklären, warum wir schlafen müssen. Klinische Studien zeigen, dass Schlaf sowohl für den Körper, als auch für die Psyche sehr wichtig ist. Die Dauer des Schlafes, besonders des Tiefschlafes, nimmt im Laufe des Lebens ab. Während ein Baby noch einen Großteil des Tages schläft, benötigt ein älterer Mensch oft nur 6 Stunden pro Tag. Schlafprobleme sind sehr häufig und treten bei 95% aller Menschen zumindest einmal im Leben auf.

Schlafstadien

Mit zunehmender Schlaftiefe und Schlafdauer verändert sich die Aktivität des Gehirns. Dadurch ist es möglich, ihn in folgende Stadien zu gliedern:

Orthodoxer Schlaf oder Non-REM-Schlaf

  • Stadium I: leichter Schlaf, kurz nach dem Einschlafen, die Muskelspannung wird reduziert und die Sinneswahrnehmungen nehmen ab.
  • Stadium II: dieses Stadium nimmt mehr als 50 Prozent des Gesamtschlafes ein, der Schlaf wird vertieft und die Muskelspannung weiter reduziert.
  • Stadium III: der Übergang in den Tiefschlaf ist eine Steigerung der vorangegangenen Phasen
  • Stadium IV: der Tiefschlaf ist die tiefste Schlafphase, Atem- und Herzfrequenz sind sehr langsam und regelmäßig, die Körpermuskeln sind erschlafft und auch die Augenbewegungen sind minimal. Wird man in dieser Phase geweckt, fällt das Aufwachen schwer. In diesem Stadium treten jedoch Schlafwandeln, Angstträume von Kleinkindern und Sprechen im Schlaf auf.

Paradoxer Schlaf oder REM-Schlaf

Der REM-Schlaf (englisch für rapid eye movement) unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem orthodoxen Schlaf. Traumberichte nach dem Wecken sind häufig, daher wird er auch als Traumschlaf bezeichnet. Die Skelett-Muskulatur ist sehr entspannt, mit Ausnahme der Augenmuskulatur. Die Atmung ist beschleunigt, die Herzschlagfrequenz und der Blutdruck steigen an. Die Hirndurchblutung, welche während dem orthodoxen Schlaf etwas sinkt, erreicht ebenfalls wieder ihr normales Niveau. Die Dauer der einzelnen REM-Schlaf-Phasen liegt zu Beginn bei etwa fünf bis zehn Minuten und verlängert sich im Laufe der Nacht.

Im Rahmen eines normalen Schlafes werden alle diese Phasen wiederholt durchlaufen. Die maximale Tiefe des Schlafes nimmt mit zunehmender Schlafdauer ab.

Ursachen

Die Ursachen für Schlafprobleme sind vielfältig. Meist lassen sich durch den Lebensstil oder Umweltfaktoren, wie Lärm oder Licht, erklären. Sie können aber auch durch körperliche oder psychische  Krankheiten entstehen. Ein häufiger Auslöser von Schlafstörungen ist die psychische Belastung und Stress durch Probleme am Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Familie. Personen mit einen durch die Arbeit bedingten unregelmäßigen Schlafrhythmus, wie etwa Schichtarbeiter, leiden häufiger an Schlafproblemen. Auch die Einnahme von gewissen Medikamenten und Koffein- und Alkoholkonsum vor dem Zubettgehen können den Schlaf stören.

Klassifikation der Schlafstörungen

Schlafstörungen werden nach ICSD-2 folgendermaßen eingeteilt:

  1. Anpassungsbedingte oder akute Insomnie
  2. Psychophysiologische Insomnie (ungenügender Schlaf, „erlernte“ Insomnie)
  3. Paradoxe Insomnie (Schlaf wird nur subjektiv als schlecht wahrgenommen)
  4. Idiopathische Insomnie (besteht seit der Kindheit)
  5. Insomnie im Rahmen einer psychischen Störung
  6. Insomnie im Rahmen inadäquater Schlafhygiene
  7. Verhaltensabhängige Schlafstörung in der Kindheit
  8. Insomnie im Rahmen von Medikamenten- oder Substanzmittelmissbrauch
  9. Insomnie im Rahmen einer organischen Erkrankung
  10. Insomnie unabhängig von Substanzmittelgebrauch oder anderen physiologischen Bedingungen, nicht spezifiziert (nichtorganische Insomnie)
  11. Physiologische (organische) Insomnie, nicht spezifiziert

Therapie

Sehr wichtig ist die Optimierung der Schlafhygiene, indem die richtige Verhaltens- und Umgangsweise mit dem Schlaf gelernt wird. Kognitive Verhaltenstherapie, Yoga, autogenes Training oder andere Entspannungstechniken können ebenfalls wirksam sein. Eine Behandlung mit synthetischen oder pflanzlichen Schlafmitteln kann, je nach Art und Ursache der Störung, angewandt werden.

Synthetische Schlafmittel

  • Antihistaminika: verändern das normale Schlafmuster, nach einigen Wochen tritt ein Gewöhnungseffekt ein, das Abhängigkeitspotential ist gering.
  • Benzodiazepine: haben unter anderem eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Sie sollten nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, da es sonst zu einer Abhängigkeit kommen kann. Die meisten Benzodiazepine sind in der Bundesrepublik Deutschland in die Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel) des BtMG aufgenommen worden. Sie sind nur mit einem Betäubungsmittelrezept erhältlich.
  • Nicht-Benzodiazepin-Agonisten: unterscheiden sich strukturell von den Benzodiazepinen, haben aber ein ähnliches Wirkprofil. Eine Abhängigkeitsreaktion kann bei längerfristiger Einnahme auftreten. Einige Nicht-Benzodiazepin-Agonisten sind in der Bundesrepublik Deutschland in die Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel) des BtMG aufgenommen worden. Sie sind nur mit einem Betäubungsmittelrezept erhältlich.
  • Sonstige: viele weitere Wirkstoffe werden ebenfalls als Schlafmittel eingesetzt.

Schlafmittel pflanzlich

  • Escholtzia californica (kalifornische Mohnblume): hat beruhigende, krampflösende und schmerzstillende Wirkeigenschaften.
  • Ballota nigra (Schwarznesselkraut): wirkt gegen Übelkeit und hat krampflösende und beruhigende Effekte.
  • Hypericum perforatum (Johanniskraut): wird zur Therapie von Depressionen und nervöser Unruhe eingesetzt. Bei hellhäutigen Personen oder bei Einnahme von hohen Dosen kann es zu einer Sonnenbrandneigung führen. Die Wirkung mancher Medikamente (Immunsuppressiva, orale Kontrazeptiva, Antibiotika, u.a.) wird beeinflusst, daher sollte bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut und anderen Medikamenten ein Arzt konsultiert werden.
  • Andere: weitere pflanzliche Schlafmittel sind Hopfen, Baldrian, Melisse, Kamille und einige andere.

Quellen

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