Rheuma

Synonyme

Rheumatische Erkrankungen

Häufige Verschreiber

Reuma

Allgemeines über die rheumatische Erkrankung

Teufelskralle bei rheumatischen Erkrankungen

Der Begriff Rheuma leitet sich aus dem griechischen rheumein (strömen, fließen) ab. Die antike Medizin glaubte nach der damaligen Lehre der Körpersäfte, dass kalte Säfte vom Gehirn herab zu den Extremitäten fließen und die Beschwerden auslösen. Als Rheuma bezeichnet man Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat mit fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen, die oft mit funktionellen Einschränkungen einhergehen. Der Begriff beschreibt jedoch weder eine spezielle Krankheit, noch eine Diagnose, sondern ist ein Oberbegriff für das Beschwerdebild von etwa 400 verschiedenen Erkrankungen. Diese ähneln sich zum Teil, sind aber zum Teil auch völlig unterschiedlich, sowohl in ihrer Ursache, der Art ihrer Symptome, aber auch in ihrem Verlauf, in ihrer Behandlung und in ihren Folgen. Die medizinisch korrekte Bezeichnung ist „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Rheumatische Erkrankungen sind sehr häufig und machen etwa 20 % aller Diagnosen in den westlichen Industrienationen aus. Sie können in jeden Lebensalter auftreten.

Lokalisierung

Rheumatische Erkrankungen

Die rheumatischen Krankheitsbilder umfassen unterschiedlichste Erkrankungen. Eine einheitliche Klassifikation ist daher bis heute nicht gelungen. Eine Möglichkeit ist die Einteilung nach betroffenen Lokalisationen und Strukturen:

  • Knochen (Gelenkrheuma, Knochenrheuma, z.B. Arthrosen)

    Ein oder mehrere Gelenke des Körpers können von einer Vielzahl rheumatischer Erkrankungen befallen werden. Bei degenerativen Erkrankungen, zum Beispiel bei Arthrosen, nimmt der Schmerz mit Belastungen zu und verschlimmert sich meist im Laufe des Tages. Bei entzündlichen Krankheiten, wie etwa Arthritis, sind die Beschwerden in der Früh am stärksten, sind mit Morgensteifigkeit verbunden und nehmen im Tagesverlauf ab.

  • Muskeln und verbundenes Gewebe (Weichteilrheuma, z.B. Fibromyalgie)

    Dieser Begriff bezeichnet Erkrankungen im Bereich um ein Gelenk. Begleitet werden die Beschwerden oft von Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden und einigen anderen Symptomen.

    • Tendopathie (Sehnenleiden)
    • Bursitis (Schleimbeutelentzündung)
    • Fibromyalgie-Syndrom
  • Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (z.B. Gicht)

    Bei verschiedensten Stoffwechselstörungen und -erkrankungen kann es zu rheumatischen Beschwerdebildern kommen.

    • Kristallarthropathien
      • Gicht: Ablagerung von Harnsäurekristallen
      • Chondrokalzinose: Ablagerung von Kalziumpyrophosphat-Kristallen
      • Ochronose: Ablagerung von Homogentisinsäure-Kristallen
    • Osteoporose
    • Hämochromatose (Erkrankung des Eisenstoffwechsels)
  • Kollagenosen (Bindegewebsrheuma, z.B. Lupus erythematodes)

Einteilung nach Ursache

Häufiger werden die rheumatischen Erkrankungen jedoch nach ihrer erkannten Ursache eingeteilt. Hier einige der häufigsten Auslöser:

  • Entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen

    Die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind seltener als die übrigen Formen. Sie sind in ihrem Verlauf jedoch schwerwiegender. Sie haben eine Entzündungsreaktion gemeinsam.

    • Arthritiden
      • Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis)
      • Spondarthritiden (z.B. Morbus Bechterew)
      • Psoriasis-Arthritis
      • Reaktive Arthritis
      • Juvenile idiopathische Arthritis
    • Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen) & Vaskulitiden (entzündliche Gefäßerkrankungen durch Autoimmunreaktionen)
      • Systemischer Lupus erythematodes
      • Sklerodermie
      • Sjögren-Syndrom
      • Polymyositis und Dermatomyositis
      • Sharp-Syndrom (Mischkollagenose)
      • Panarteriitis nodosa
      • Wegener-Granulomatose (Morbus Wegener)
      • Polymyalgia rheumatica
      • Sonstige Vaskulitiden
  • Degenerative, nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen

    Der Verlauf ist meist chronisch und schreitet, im Vergleich zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, langsamer fort. Es handelt sich meist um abnutzungsbedingte Erkrankungen des Knorpels oder anderer Gelenkgewebe.

  • Stoffwechsel-bedingte rheumatischen Beschwerden
  • Weichteil-rheumatische Erkrankungen

Beschwerden bei Rheuma

  • Gelenkschmerz

    Der Gelenkschmerz kann ein oder mehrere Gelenke betreffen. Bei degenerativen Erkrankungen nimmt der Schmerz mit Belastungen zu und verschlimmert sich meist im Laufe des Tages. Bei entzündlichen Krankheiten sind die Beschwerden morgens am stärksten, sind mit Steifigkeit verbunden und nehmen im Tagesverlauf ab.

  • Weichteilschmerz

    Weichteilschmerzen können an allen Weichteilen des Bewegungsapparates auftreten. Bei Tendopathien (Sehnenleiden) ist die gesamte Sehne betroffen und der Schmerz kann in die umgebende Muskulatur ausstrahlen. Eine Bursitis, die Schleimbeutelentzündung, tritt oft durch Überlastung oder im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis auf. Es kommt zu reibenden, brennenden Gefühlen im Bereich des betroffenen Schleimbeutels. Bei fortschreitender Erkrankung können starke Schmerzen, Schwellung, Überwärmung und Ergussbildung auftreten. Bei Polymyositis und Polymyalgia rheumatica tritt ein Druck- und Bewegungsschmerz in der Muskulatur auf.

  • Bewegungseinschränkung

    Zu Bewegungseinschränkungen und Funktionsminderung eines oder mehrerer Gelenke kann es sowohl bei entzündlichen, als auch bei degenerativen Krankheitsbildern kommen. Die Morgensteifigkeit einer entzündlichen Erkrankung vergeht nach einem gewissen Zeitraum. Tritt jedoch eine Gelenkzerstörung, bei zum Beispiel einer fortgeschrittenen Arthrose auf, so ist diese irreversibel.

  • Beschwerden außerhalb der Gelenke

    Besonders bei entzündlich-rheumatischen Krankheiten sind diese häufig. Der Befall von Organen durch zum Beispiel Kollagenosen oder Vaskulitiden, kann die Gelenkbeteiligung in den Hintergrund treten lassen.

Diagnose

Bei diesen Beschwerdebildern ist eine genaue Anamnese und klinische Untersuchung besonders wichtig, da sie im Anfangsstadium durch wechselnde Symptome, nicht immer sofort und problemlos zu diagnostizieren sind. Bildgebende Verfahren, wie Röntgen, Ultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie und Laboruntersuchungen ergänzen, je nach Verdachtsdiagnose, die Abklärung.

Therapie

Medikamente gegen Rheuma

Zur Behandlung der Krankheiten des rheumatischen Formenkreises werden verschiedenste Wirkstoffgruppen eingesetzt, wobei die Ursache, Symptomatik, Verlauf und einige andere Faktoren für die Auswahl entscheidend sind.

  • Schmerzmittel (Analgetika) bei Rheuma
    • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Gehören zu den nichtopioiden Analgetika. Sie wirken nicht nur gegen Schmerzen, sondern auch als Entzündungshemmer. z.B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac;
    • Nicht-saure Analgetika: Sind ebenfalls nichtopioide Analgetika. Sie haben nur eine schwache oder keine entzündungshemmende Wirkung, aber stark schmerzlindernde Effekte. z.B. Paracetamol, Metamizol;
    • Opioide Analgetika: Opioide werden Wirkstoffe genannt, welche den Opiaten ähnlich sind. Sie fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Sie sollten bei der Schmerztherapie mit nichtopioiden Analgetika kombiniert werden. z.B. Tramadol, Codein, Fentanyl, Buprenorphin;
  • Cortison (Steroide, Corticosteroide) bei Rheuma

    Kortison-Präparate wirken stark entzündungshemmend und immunsuppressiv. Sie ahmen die Wirkungen der körpereigenen Hormone Kortisol und seiner Vorstufe Kortison nach. Meist werden sie als Tabletten eingenommen, können aber in bestimmten Fällen auch direkt in das Gelenk injiziert werden.

  • Langwirksame Antirheumatika (auch Basismedikamente genannt)

    Langwirksame Antirheumatika sind Arzneimittel, die langfristig den Verlauf einer Rheumatoiden Arthritis oder anderer chronisch-entzündlicher rheumatischer Erkrankungen positiv beeinflussen. Sie halten das Voranschreiten der Erkrankung auf oder verlangsamen es. Man bezeichnet sie auch als Disease Modifying Anti Rheumatic Drug (DMARD). Das Wirkprinzip ist nicht gänzlich erforscht, jedoch die Wirksamkeit bei langjähriger Gabe zur Verminderung der Krankheitsaktivität und der Knochenzerstörung bewiesen.

  • Krankheitskontrollierende Medikamente bei Rheuma

    Die krankheitskontrollierenden Medikamente werden auch Disease Controlling Antirheumatic Drug (DCARD) oder Biologika genannt. Diese Medikamentengruppe ist in der Lage, die Krankheitsaktivität vollständig zu kontrollieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu hemmen.  Ergebnisse aus klinischen Studien zeigen, dass es bei rheumatoider Arthritis unter der Behandlung mit TNF-alpha-Blockern wie Etanercept zu einem völligen Stillstand der Erkrankung kommen kann. Nachteilig ist jedoch die erhöhte Infektanfälligkeit durch die immunsuppressive Wirkung und die bisher fehlende Langzeiterfahrung mit vielen dieser Wirkstoffe.

Weitere Medikamentengruppen kommen je nach Grunderkrankung zum Einsatz. Die genannten Wirkstoffe haben teilweise erhebliche Neben- und Wechselwirkungen. Die Einnahme sollte auf ärztlichen Rat erfolgen und der Therapieerfolg kontrolliert werden.

Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten gegen Rheuma

Verschiedenste Therapieformen stehen bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zur Verfügung. Sie werden nach Ursache der Beschwerden und Symptomatik auf den Patienten abgestimmt.

  • Krankengymnastik
  • Ergotherapie
  • Physikalische Therapie (Wärme- und Kälteanwendungen, Massagen, Elektrotherapie, u.a.)
  • Operative Therapie (Korrekturoperationen bei Gelenkfehlstellungen, Gelenkersatz, u.a.)

Homöopathie bei Rheuma

Homöopathische Therapien werden von Betroffenen häufig angewandt. Die Wirksamkeit dieser Behandlung ist jedoch nicht wissenschaftlich belegt.

Harpagophytum procumbens (Teufelskralle) bei Rheuma

Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) ist eine Pflanzenart in der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Sie ist im südlichen Afrika beheimatet und hat schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften.

Perna canaliculus (Grünlippmuschel) bei Rheuma

Die Grünlippmuschel (lat. Perna canaliculus) wird an der Küste Neuseelands kultiviert. Unter anderem wirken Grünlippmuschel-Präparate entzündungshemmend und werden bei Gelenkbeschwerden und anderen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.

Diät bei Rheuma

Die Bedeutung der Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen wird in der medizinischen Literatur oft diskutiert. Studien zu diätetischen Behandlungsmöglichkeiten von rheumatischen Beschwerdebildern kommen zur Zeit zu keinem einheitlichen Ergebnis. Besonders wichtig   scheint jedoch eine Vermeidung von Übergewicht zu sein. Desweiteren sollten Mangelzustände verhindert werden. Klinische Studien zeigen positive Effekte der Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei rheumatoider Arthritis und anderen entzündlichen Geschehen. Bei stoffwechsel-bedingten rheumatischen Beschwerden sollten die Ernährungsempfehlungen der Grunderkrankung befolgt werden.

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